Thorsten: Martin, du hast 25 Jahre klassische Kommunikation gemacht. Heute hilfst du Menschen, online sichtbarer und wirkungsvoller zu kommunizieren. Was war dein Wendepunkt?
Martin Heppner: Es gab eigentlich zwei. Der Erste war mein Ausstieg aus der Agenturwelt. Ich wollte nicht nur über Marken sprechen, sondern über das, was auf der anderen Seite passiert: im Kopf des Kunden. Deshalb habe ich mich auf Neurokommunikation spezialisiert. Und der zweite Wendepunkt war die Pandemie. Auf einmal fand Kommunikation in einem völlig anderen Setting statt: per Video.
Thorsten: Und wie kam Video ins Spiel?
Martin Heppner: Ich habe mich gefragt: Wie schaffen wir online überhaupt noch Verbindung? Menschen funktionieren immer gleich, aber das Umfeld war auf einmal total anders. Ich wollte wissen: Wie kann Kommunikation im Video-Setting Vertrauen aufbauen, Entscheidung erleichtern, Wirkung entfalten? Und das habe ich zu meinem Thema gemacht.
Thorsten: Viele glauben, Online-Calls seien einfach "Meetings mit Kamera". Was fehlt aus deiner Sicht am meisten?
Martin Heppner: Das Bewusstsein für den Raum. Für Ton, für Licht, für Blickkontakt, für Mimik und Gestik. Das alles geht online nicht verloren, aber es wird leicht vernachlässigt. Ich sage immer: Ohne Körper bist du ein PDF. Und PDFs schaffen keine Verbindung.
Thorsten: Was ist aus deiner Sicht der größte Hebel für mehr Wirkung in Online-Calls?
Martin Heppner: Guter Ton. Immer. Der wird am meisten unterschätzt. Dein Mikrofon entscheidet, ob du professionell wirkst oder nicht. Dann kommt der Bildausschnitt: Sieht man deine Hände? Deine Körpersprache? Dein Setting muss wie ein verlängerter Besprechungsraum wirken.
Thorsten: Wie wichtig ist Technik dafür?
Martin Heppner: Technik ist Mittel zum Zweck. Ich komme nicht von der Technik, ich komme von der Kommunikation. Aber: Technik kann deine Wirkung potenzieren. Ich arbeite mit OBS Studio, mit Stream Deck, mit verschiedenen Kamera-Perspektiven. Nicht, weil's fancy ist, sondern weil es näher an echte Begegnung rankommt.
Thorsten: Welche Rolle spielt Neurokommunikation dabei?
Martin Heppner: Eine zentrale. Kommunikation passiert nicht im Mund, sondern im Hirn. Es geht um Wahrnehmung, Entscheidungsprozesse, nonverbale Signale. Wenn du mit deinem Blick, deiner Stimme, deiner Haltung Sicherheit vermittelst, schüttet das Gegenüber buchstäblich Oxytocin aus. Und das ist die Währung für Vertrauen.
Thorsten: Du sprichst viel von Verbindung. Was heißt das konkret?
Martin Heppner: Verbindung ist, wenn mein Inneres dein Inneres erreicht. Wenn nicht nur Worte, sondern Haltung, Absicht und Persönlichkeit transportiert werden. Das funktioniert nicht durch Perfektion, sondern durch Transparenz.
Thorsten: Was sagst du denen, die sich hinter Technik verstecken oder "authentisch unprofessionell" auftreten wollen?
Martin Heppner: Das ist keine Authentizität, das ist Bequemlichkeit. Schlechter Ton ist kein Zeichen von Echtheit, sondern von Respektlosigkeit. Du würdest ja auch nicht mit fettigen Haaren ins Kundengespräch gehen. Gute Kommunikation beginnt mit Respekt fürs Gegenüber.
Thorsten: Wenn du nur einen Satz mitgeben dürftest: Was wäre dein Appell?
Martin Heppner: Online ist wie Präsenz – nur anders. Denk daran, wie du im echten Leben Verbindung schaffst. Und dann übertrag das bewusst in deinen Video-Call.