Thorsten: Steffi, du hast ja eine spannende Reise hinter dir. Du warst Trainerin, hast AHA-Retreats mitgegründet und betreibst jetzt dein eigenes Business. Gib uns doch mal einen kurzen Überblick über deinen Weg und was dich besonders geprägt hat.
Steffi: Sehr gerne! Ich habe nach meinem dualen BWL-Studium als Trainerin in einer Unternehmensberatung angefangen und schnell gemerkt: Das "klassische Arbeiten" ist nichts für mich. Der Kontrast zwischen dem, was mir Freude gemacht hat, und dem Büroalltag war riesig. Also habe ich mich 2008 selbstständig gemacht und unterschiedliche Trainings geleitet. 2012 kam ich mit dem Thema Stärkenbasiertes Arbeiten in Kontakt – das hat bei mir nochmal alles verändert. 2018 folgte die Gründung von AHA-Retreats und 2023 der Start meines neuen Projekts: das 20-Stunden-Business.
Thorsten: Was steckt hinter dem Konzept des "20-Stunden-Business"?
Steffi: Es geht darum, ein Business aufzubauen, das effizient ist, aber auch zu deinem Leben passt. Viele Solopreneure arbeiten weit über 40 Stunden, oft ineffizient. Ich zeige, wie du mit Struktur, Fokus und deinen natürlichen Stärken in 20 Stunden pro Woche wirklich Wirkung erzielen kannst – ohne dabei auszubrennen.
Thorsten: Stärkenbasiertes Arbeiten klingt spannend. Was genau bedeutet das und wie unterscheidet es sich von klassischen Ansätzen?
Steffi: Stärkenbasiert bedeutet: Du richtest deine Arbeit nach dem aus, was dir liegt und Energie gibt. Statt deine Schwächen auszugleichen, fokussierst du dich auf das, was du wirklich gut kannst. Das macht Arbeit nicht nur leichter, sondern auch erfolgreicher. Der StrengthsFinder-Test von Gallup ist ein Tool, das ich dafür nutze, aber es geht auch um bewusste Selbstbeobachtung: Was macht dir Spaß? Wo bist du im Flow?
Thorsten: Und wie finde ich als Solopreneur diese Stärken heraus?
Steffi: Ganz einfach: Beobachte dich. Was machst du gerne? Wobei vergisst du die Zeit? Welche Aufgaben schiebst du nicht auf? Und auch spannend: Wo bekommst du gutes Feedback? Auch kleine Dinge geben Hinweise. Du musst kein extrovertierter Networker sein – vielleicht liegt dir Schreiben, Sprechen, Strukturieren. Daraus entwickelst du deine Strategie.
Thorsten: Du hast ja früher im Corporate-Umfeld gearbeitet und dich jetzt ganz klar auf Solopreneure spezialisiert. Warum dieser Wechsel?
Steffi: Weil ich selbst diesen Weg gegangen bin. Ich war lange freiberuflich in Unternehmen unterwegs, aber irgendwann hat sich das nicht mehr richtig angefühlt. Ich lebe inzwischen ortsunabhängig, bin viel unterwegs, wie jetzt gerade in Vietnam. Ich möchte mit Menschen arbeiten, die sich auch für einen freien Lebensstil entschieden haben und die gleichen Werte teilen.
Thorsten: Ein Riesenthema für viele ist das Marketing. Du sagst, auch das kann stärkenbasiert funktionieren?
Steffi: Absolut. Du musst nicht auf Instagram tanzen, wenn dir das nicht liegt. Wenn du gerne schreibst, nutze Newsletter oder einen Blog. Wenn du gerne sprichst, starte einen Podcast oder geh als Gast in andere Formate. Wichtig ist: Finde einen Kanal, der zu dir passt, sonst wird es zur Qual. Ich liebe es zu sprechen, also nutze ich das. Und: Marketing darf einfach sein.
Thorsten: Du sprichst auch viel von Selbstorganisation und Sprints. Wie hilft das konkret im Alltag?
Steffi: Ich arbeite ohne klassische To-Do-Listen oder Projekttools. Stattdessen plane ich in Wochen-Sprints: Ich nehme mir ein klares Ziel vor, plane Aufgaben in Timeboxen – also geblockter Fokuszeit – und arbeite das dann konzentriert ab. Morgens arbeite ich an kreativen, strategischen Aufgaben, nachmittags kommen eher Routine-Themen. So bleibe ich effizient, ohne mich zu überfordern.
Thorsten: Und wenn Aufgaben einfach gemacht werden müssen, aber nicht zu den eigenen Stärken zählen?
Steffi: Dann gibt es zwei Optionen: Outsourcen oder umdenken. Manches kann man mit Systemen und Tools vereinfachen. Und manchmal hilft es, das Ziel zu hinterfragen: Muss ich überhaupt auf Instagram sein? Oder kann ich meinen Newsletter pushen? Es geht darum, bewusste Entscheidungen zu treffen – und nicht, alles zu machen, was "man" angeblich machen muss.
Thorsten: Wenn du einen Tipp gibst, wie man heute starten kann: Was wäre der erste Schritt Richtung 20-Stunden-Business?
Steffi: Setz dich hin, nimm dir eine Stunde Zeit und analysiere deinen aktuellen Arbeitsalltag. Was gibt dir Energie, was raubt sie dir? Und dann überleg dir: Wie würde mein idealer 20-Stunden-Woche aussehen? Damit schaffst du die Grundlage für Klarheit – und für echte Veränderung.