âTexte, die wirken, sind nie perfekt â aber immer persönlich.â
Stefanie Heiserowski war PR-Beraterin, Markenstrategin â und ist heute Schreibcoachin mit der âMarketingbrilleâ. Sie zeigt SelbststĂ€ndigen und Unternehmer:innen, wie Texte entstehen, die mehr sind als nur nett formuliert. Ein GesprĂ€ch ĂŒber Schreibstimme, Klartext, KI â und die Kunst, sich lesbar zu machen.
Steffi, du hast viele Stationen hinter dir: PR, Beauty-Kommunikation, Journalismus, Markenstrategie â heute bist du Schreibcoachin. Wie kam dieser Wandel zustande?
Ganz ehrlich? Ich wurde mehr oder weniger von auĂen darauf gestoĂen. Andere haben mir gespiegelt, dass ich ein gutes GespĂŒr fĂŒr Texte habe. Irgendwann hat eine Coachin dann gesagt: âDu fĂ€ngst jetzt an.â Ohne Website, ohne Plan. Ich habe einfach fĂŒnf Testkund:innen gesucht â und gemerkt: Das ist genau mein Ding.
Du nennst dich selbst Schreibcoachin mit Marketingbrille. Was bedeutet das genau?
Ich sehe jeden Text als Teil eines gröĂeren Ganzen â als Zahnrad im Marketinggetriebe. Es geht nicht nur um schöne Sprache oder fehlerfreie SĂ€tze, sondern darum, dass der Text eine klare Wirkung entfaltet. Wer soll angesprochen werden? Was ist die Botschaft? Erreiche ich meine Ziele? Diese strategische Perspektive bringe ich aus meiner PR- und Branding-Zeit mit.
Viele SelbststĂ€ndige haben Angst, zu "werblich" oder zu "perfekt" klingen zu mĂŒssen. Was sagst du dazu?
Bitte nicht perfekt! Perfekte Texte wirken glatt, austauschbar, unnahbar. Ich sage immer: Texte brauchen eine Schreibstimme â also eine persönliche TonalitĂ€t, die dich als Mensch spĂŒrbar macht. Deine Persönlichkeit ist der stĂ€rkste Hebel fĂŒr Vertrauen. Und Vertrauen ist die Voraussetzung fĂŒr jede Conversion.
Was sind typische Fehler, die Solopreneure beim Schreiben machen?
Drei Dinge: Erstens, sie wollen alles in einen Text packen. Zweitens sagen sie den Leser:innen nicht klar, was sie machen sollen. Drittens glauben sie, âprofessionellâ sei gleichbedeutend mit distanziert. Das ist es nicht. Klartext schlĂ€gt Hochglanz. Immer.
Du betonst oft: âTexte mĂŒssen scannable und snackable sein.â Was meinst du damit konkret?
Die meisten lesen nicht â sie ĂŒberfliegen. Deshalb mĂŒssen Texte sofort Orientierung bieten: ZwischenĂŒberschriften, klare AbsĂ€tze, AufzĂ€hlungen. Und die Inhalte sollten in kleinen, leicht verdaulichen HĂ€ppchen kommen. Je leichter der Text konsumierbar ist, desto höher die Chance, dass er auch wirkt.
KI verÀndert aktuell das Schreiben massiv. Wie gehst du damit um?
Ich nutze KI tĂ€glich â aber immer mit klarer Haltung. Ich lasse mir helfen, Ideen zu strukturieren oder Texte zu optimieren. Aber die Substanz, die TonalitĂ€t, die Persönlichkeit â die kommt von mir. Wer nur kopiert, verliert. Wer fĂŒhrt, formuliert selbst.
Wenn du einen einzigen Schreib-Tipp an SelbststĂ€ndige geben dĂŒrftest â was wĂ€re er?
Fang an. Schreib, wie du denkst. Diktiere, wenn's hilft. Ăberarbeite spĂ€ter. Jeder Text macht dich besser â und sichtbarer. Und: Hab den Mut, dich zu zeigen. Deine Stimme ist dein stĂ€rkstes Marketingtool.